Moorbrandkultur
Die Brandkultur zählt zu den ältesten Kultivierungsverfahren der Hochmoorgebiete. Nach zeitgenössischen Berichten soll ein eigens angeworbener Holländer schon um 1700 ostfriesischen Siedlern beigebracht haben, wie man mit Hilfe des Feuers auf dem unfruchtbaren Moorboden Buchweizen und Hafer anbauen konnte.
Bevor der Moorboden als Buchweizenfeld genutzt werden konnte, wurde die obere Moorschicht aufgehackt und grob zerkleinert. Nachdem die Schollen während des Winters durchgefroren und abgetrocknet waren, wurde das ganze Feld im zeitigen Frühjahr mit glühenden Torfstücken in Brand gesetzt.
Weil dies in allen Moorkolonien fast zur gleichen Zeit geschah, verdunkelten dichte Rauchschwaden zur Zeit des Moorbrennens den Himmel oft tagelang. Schließlich litten die Menschen in den Dörfern und Städten so sehr unter dieser Plage, dass die Obrigkeit das Moorbrennen nur bis Ende Mai gestattete.
War das Feuer erloschen, wurde der Buchweizen in die noch warme Asche gesät. Dies geschah gewöhnlich im Juni, weil der aus Asien stammende Buchweizen äußerst frostempfindlich ist und ein Nachtfrost die ganze Arbeit zunichte machen konnte. Solche Missernten hatten für die Kolonisten schlimme Folgen. Blieben Nachtfröste aus, konnten die Siedler dagegen im September mit der Ernte beginnen und das bis zu 24fache Korn einbringen.
Aus heutiger Sicht war die Brandkultur nicht nur wegen der immensen Umweltbelastung ein schwerer Raubbau, denn nach sechs- bis siebenmaligem Brennen war der Moorboden derart ausgelaugt, dass er eine Ruhephase von 25-30 Jahren brauchte, ehe er wieder bestellt werden konnte und Früchte trug.