Entstehung der Fehne und Wieken
Viele Dörfer im einstigen ostfriesisch / oldenburgischen Hochmoorgebiet führen in ihren Ortsnamen die Endsilbe „fehn”. Diese Namensgebung ordnet die Ansiedlungen nicht nur als einheitliche Gruppe ein, sie gibt auch Aufschluss über die Entstehung und Entwicklung dieser charakteristischen Siedlungsform, die nur in Nordwestdeutschland und in den benachbarten Niederlanden vorkommt.
Das Grundwort „Fehn” ist eine Nebenform des Wortes „fenn” oder „fenne”, das im altdeutschen Sprachgebrauch ein niedriges Wiesenland mit moorigem Untergrund bezeichnet. Eng damit verwandt sind das niederländische „veen ” und das englische „fen “.
Davon abgeleitet ist das ostfriesische „Fehn” als allgemeingültige Bezeichnung für eine planmäßig erschlossene Hochmoorkolonie, deren wichtigstes Entwicklungsmerkmal ein schiffbares Kanalnetz ist.
Übernommen haben die Ostfriesen diese Art der Hochmoorerschließung von den Holländern, die bereits am Ende des 16. Jahrhunderts damit begannen, auf diese Weise die riesigen Hochmoorgebiete in der Nachbar-Provinz Groningen urbar zu machen.
Wichtigste Voraussetzung für die Anlage eines Fehns war der Anschluss der zu gründenden Moorkolonie an einen Fluss oder einen anderen, schiffbaren Wasserlauf, von dem aus ein
Kanal in das Hochmoor gegraben wurde. Dieser Kanal entwässerte das Moor und war gleichzeitig die einzige Transportverbindung zu den Dörfern am Moorrand.
War dieser Anschluss geschaffen, gruben angeworbene Siedler (Kolonisten) beidseitig des Kanals den Torf ab und errichteten -ebenfalls- beidseitig des Kanals auf dem sandigen Untergrund (dem Leegmoor) ihre Häuser. Nach und nach wurde dann das zumeist in Erbpacht erworbene, ca. zwei bis vier Hektar große Grundstück (Kolonat) kultiviert, indem der unfruchtbare Sandboden mit Weißtorf, Schlick und Dünger vermischt wurde.
Diese Siedlungsform unterscheidet sich deutlich von den im übrigen Deutschland bekannten Haufen- oder Runddörfern. Die besondere Eigenart des linearen wenn auch mehrfach gegliederten Systems eines Kanal-Reihendorfes ist auf der Ostrhauderfehner Karte gut zu erkennen. Von einem Hauptkanal, der in Nord-Süd-Richtung verläuft, zweigt ein Kanal in Richtung Osten ab, von dem dann zwei weitere Kanäle wieder in Nord-Süd-Richtung, parallel zum Hauptkanal abzweigen.
In den Ortsteilen Holterfehn und Idafehn ist das Bild ähnlich. Insgesamt hatte das ohne jegliche technische Hilfsmittel, ausschließlich von Hand gegrabene Kanalsystem in den drei Ortsteilen eine Länge von mehr als 35 Kilometern. Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Fehnkanäle zugeschüttet wurden, weisen die in Ostrhauderfehn und Holterfehn noch vorhandenen Wieken inzwischen noch eine Länge von ca. 21,6 Kilometern auf.